Jakobsweg · Santiago de Compostela

Jakobsweg · Santiago de Compostela · Selbstfindung · Spanien

Jakobsweg · Santiago de Compostela: Alle Wege führen nach Rom, aber nur einer nach Santiago de Compostela in Spanien, so heißt es im Reiseführer für Wallfahrer.

Der Weg, um Erlass für seine Sünden zu erhalten, führt über dornenreiche Wege voller Unbill und Gefahren. Mehrere Millionen Menschen begeben sich jedes Jahr auf diesen Weg, der über viele Pässe führt.

Aber wie kam es, dass sich gerade Santiago de Compostela am Ende der Welt, dem schaurigen »finis terrae«, bereits im Mittelalter zum wichtigsten Ziel von pilgernden Touristen entwickeln konnte?

Man vermag es kaum zu glauben, dass es so viele Sünder überhaupt gibt, wie sich Jahr für Jahr auf den Weg zu den Gebeinen des Apostels Jakob machen.

Die Gebeine des Heiligen Jacobus tauchten im 9. Jahrhundert plötzlich auf. Es soll sich dabei um Reste eines Mannes handeln, der ein knappes Jahrtausend zuvor, nämlich im Jahr 44, von den Römern hingerichtet worden war.

Ein englischer Arzt im 16. Jahrhundert bemängelte, dass weder ein Ohrläppchen noch ein Knöchelchen des Heiligen vor Ort in Santiago zu sehen sei. Mangels eindeutiger Beweise schloss er sich damals deshalb der Reformation an.

Zu jener Zeit war das Pilgern wirklich nicht leicht. Verbrechen am Rande des Weges waren an der Tagesordnung und betrügerische Wirte zogen den Pilgern die letzten Groschen aus der Tasche.

Aber auch betrügerische Pilger nutzten über Jahre hinweg die kostenfreien Unterkünfte, die wir heute wohl als Wirtschaftsflüchtlinge bezeichnen würden. Ihre Zahl stieg damals derart an, dass die Bauern am Wegesrand die »Jakobsbettler« schließlich nicht mehr beherbergen wollten.

Der Aufstieg Santiagos zur heiligen Destination begann in einer Zeit, in der es noch kein Spanien gab. Die kleinen christlichen Herrschaftsgebiete, die den Arabern zivilisatorisch, militärisch und waffentechnisch weit unterlegen waren, konnten sich damals nur durch Zahlung von Tribut die Feinde vom Hals halten.

Zur Jahrtausendwende zogen bereits tausende Pilger aus ganz Europa nach Santiago und hinterließen Spenden. Sie alle einte der Glaube an den vollständigen Erlass aller Sünden.

Schließlich wurde Santiago de Compostela neben Rom und Jerusalem zum meistbesuchten Reiseziel der christlichen Welt. Wie an einer Perlenkette aufgereiht, entstanden entlang des Pilgerweges große Städte und Siedlungen mit Klöstern, Kathedralen und Hospizen.

Aber auch heute noch machen sich viele Menschen nach Santiago de Compostela auf. Die meisten nicht wegen ihrer Sünden, sondern mit dem Wunsch und dem Willen nach Selbstfindung beseelt.

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Johann Wolfgang von Goethe