Der Adler und der Fuchs

Der Adler und der Fuchs · Fabel Aesop · Freundschaft 

Der Adler und der Fuchs hatten Freundschaft geschlossen und kamen überein, fortan als Nachbarn beieinander zu hausen. Sie glaubten, dass dies ihre Freundschaft festigen würde.

Der Adler errichtete also seinen Horst im Wipfel eines hohen Baumes, und der Fuchs grub für seine Jungen einen Bau unter einem Busch gleich darunter.

Einmal war nun der Fuchs auf die Jagd gegangen und dem Adler fehlte es an Nahrung für seine Kinder. Da schoss er herab in den Busch und raubte die kleinen Füchslein, die sie zusammen verzehrten.

Als der Fuchs heimkam, musste er sehen, was geschehen war. Aber mehr noch als der Tod seiner Jungen schmerzte es ihn, dass er sich nicht rächen konnte. Denn wie sollte er wohl, der Erdgebundene, dem Vogel beikommen? Nur aus der Ferne konnte er seinen Feind verfluchen.

Aber nicht lange darauf sollte es der Adler büßen, dass er die Freundschaft verraten hatte. Auf dem Feld opferten nämlich die Bauern eines Tages den Göttern eine Ziege.

Da flog der Adler hinzu und raubte vom Altar weg ein Stück des Opfertieres. Dabei bemerkte er nicht, dass er auch ein glühendes Stück Holz mit fortgeschleppt hatte.

Kaum aber hatte er die Beute in seinen Horst gebracht, sprang der Wind auf, um im Nu stand das ganze Nest aus dürrem Reisig in hellen Flammen, und seine Jungen, die noch nicht flügge waren, stürzten halb verbrannt zu Boden.

Da setzte der Fuchs heran und verschlang sie vor den Augen des Adlers, eines nach dem anderen.

Lehre: Wahre Freundschaft hält ewig. Wer Unrecht sät, wird Unglück ernten.

Der Adler und der Fuchs · Fabel Aesop · Freundschaft 

Leben, das ist das Allerseltenste in der Welt. Die meisten Menschen existieren nur.

Oscar Wilde